Über die Sitzung
Jan Josupeit (Hochschule für Gesundheit, Bochum) gab in seinem Vortrag einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand und die Entwicklungen der schulischen Gesundheitsförderung. Er beleuchtete dabei wichtige Meilensteine wie die Einführung des §20 SGB V (1989/90), das Präventionsgesetz (2015) und den KMK-Beschluss, der Gesundheitsförderung als integralen Bestandteil von Schulentwicklung definiert.
Als aktuelle Herausforderungen identifizierte er besonders psychische und psychosoziale Schwierigkeiten von Schülerinnen und Schülern sowie Übergewicht und Adipositas. Dabei betonte er, dass die Corona-Pandemie bestehende Probleme verschärft habe.
Ein zentrales Problem sieht der Wissenschaftler in der mangelnden Nachhaltigkeit vieler Projekte. Häufig enden diese nach der Projektlaufzeit ohne nachhaltige Implementation, was zu einer “Projektitis” an den Schulen führe.
Als Lösungsansatz stellte Josupeit das von ihm mitentwickelte Konzept der “Gesundheitsförderungskultur” vor. Dieses versteht Gesundheitsförderung als kulturelle Praxis und betont die Bedeutung unterschiedlicher Interpretationen von Gesundheit. Der Ansatz setzt auf eine schrittweise Entwicklung von Exploration hin zu Partizipation.
In der anschließenden Diskussion wurde besonders die Frage der praktischen Umsetzung theoretischer Konzepte erörtert. Als wichtige Faktoren wurden dabei die Lehrkräfteausbildung und ein verstärkter Dialog zwischen allen Beteiligten identifiziert. Betont wurde dabei die Bedeutung geeigneter Rahmenbedingungen für gesundheitsförderndes Handeln.
Der Vortrag machte deutlich, dass erfolgreiche schulische Gesundheitsförderung einen ganzheitlichen Ansatz erfordert, der Theorie und Praxis verbindet und alle Akteure – von Schülern über Lehrkräfte bis hin zu Wissenschaftlern und politischen Entscheidungsträgern – einbezieht.