Über die Sitzung
Prof. Dr. Eike Quilling (Hochschule für Gesundheit, Bochum) beleuchtete in ihrem Vortrag die Herausforderungen und Chancen der Gesundheitsförderung bei Jugendlichen unter besonderer Berücksichtigung der kommunalen Ebene.
“Niedriger sozioökonomischer Status führt in Deutschland dazu, dass Menschen schlechtere Gesundheitschancen haben”, betonte Quilling. Besonders deutlich zeige sich dies bei der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, die sich seit der Pandemie merklich verschlechtert habe.
In der Diskussion wurde die Bedeutung von Vulnerabilitätsfaktoren und deren Zusammenhang mit Adverse Childhood Experiences (ACE) hervorgehoben. Ein Vertreter des DZKJ-Konsortiums verwies dabei auf laufende Kohortenstudien: “Wir haben Gruppen, Kohorten dabei, die tatsächlich zigtausend Kinder und Jugendliche umfassen, die longitudinal verfolgt werden. Die Frage, welchen Einfluss ein gewisses Stadtviertel jetzt nicht nur auf die Sozialentwicklung, sondern auch auf die Gesundheitsentwicklung hat, hoffen wir in ein paar Jahren damit beantworten zu können.”
Die Expertin warnte davor, Resilienz als Allheilmittel zu betrachten: “Es wird immer an ganz vielen Stellen so getan, als müssten wir nur erreichen, dass Kinder und Jugendliche resilient sind. Dann haben wir keine Probleme mehr. Nein, so funktioniert das nicht.”
Stattdessen plädierte sie für einen ganzheitlichen Ansatz der Gesundheitsförderung, der die Kommune als “Dachsetting” begreift. “Wir müssen die Umgebungsbedingungen in den Blick nehmen und wegkommen davon zu sagen, das Individuum hat die Verantwortung”, so Quilling. Sie illustrierte dies am Beispiel der Bewegungsförderung: “Wenn ich vor der Türe keinen Fahrradweg habe, keine Grünflächen habe, nicht die Beleuchtung habe, (…) viele Angsträume.”
Für eine erfolgreiche Gesundheitsförderung sei die Vernetzung verschiedener Akteure unerlässlich. Dabei müssten jedoch die unterschiedlichen Eigeninteressen berücksichtigt werden: “Versuchen Sie, diese Eigeninteressen auf allen Seiten immer wieder transparent zu machen, hervorzuholen und zu sagen, wir müssen uns auf das gemeinsame Ziel fokussieren.”
Als Lehre aus der Pandemie forderte Quilling “krisensichere Strukturen” und “niederschwellige Zugänge für Jugendliche”. Sie betonte die Bedeutung eines ganzheitlichen Ansatzes: “Gesundheitsförderung darf nicht die zusätzliche Aufgabe sein, sondern es muss einfach das sein, was passiert. Wir müssen uns ganz normal bewegen an Schule. Da gibt es halt gesundes Essen und das nehmen wir.”
Die anschließende lebhafte Diskussion vertiefte mehrere zentrale Aspekte des Vortrags. Besonders die Bedeutung von Vulnerabilitätsfaktoren und deren Zusammenhang mit Adverse Childhood Experiences (ACE) wurde intensiv diskutiert. Vertreter des DZKJ-Konsortiums berichteten von laufenden Kohortenstudien, die erstmals psychosoziale Faktoren mit medizinischen Daten verknüpfen. Weitere Schwerpunkte der Diskussion waren die Herausforderungen kommunaler Vernetzung und die Notwendigkeit verbesserter Dialogstrukturen. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass der Aufbau nachhaltiger Strukturen und die systematische Vernetzung verschiedener Akteure zentrale Erfolgsfaktoren für eine gelingende Gesundheitsförderung darstellen.