Über die Sitzung
Das Weitblick-Symposium feierte in Berlin sein zweijähriges Bestehen. Karen Brünger, Projektleiterin bei der FINDER Akademie, und Maximilian von Heyden, Vorstandsvorsitzender des gemeinnützigen Vereins, eröffneten die Veranstaltung.
Von Heyden erläuterte die wissenschaftlichen Grundlagen des Projekts: “Wir sehen über die letzten drei Jahrzehnte eine zunehmend verdichtete wissenschaftliche Erkenntnislage, die die enge Verknüpfung zwischen Bildungserfolg und Gesundheit belegt.” Gleichzeitig beobachte man aber “eine deutliche Diskrepanz zwischen den wissenschaftlichen Erkenntnissen und der praktischen Umsetzung.” Dies sei der Ausgangspunkt für das Projekt Weitblick gewesen.
Das Konzept basiert auf dem US-amerikanischen Präventionssystem “Communities That Care”, das vom Landespräventionsrat Niedersachsen nach Deutschland adaptiert wurde. “Das Grundprinzip ist bestechend einfach”, erläuterte von Heyden. “Wir bringen Menschen zusammen, die sich für ihre Gemeinschaft verantwortlich fühlen und Veränderung gestalten möchten. Dann erheben wir systematisch den Bedarf, indem wir allen Beteiligten eine Stimme geben – besonders den Jugendlichen selbst. Mit empirischen Messinstrumenten erfassen wir die Risiko- und Schutzfaktoren, um zu verstehen, wo der Schuh wirklich drückt. Im nächsten Schritt kartieren wir die bereits vorhandenen Aktivitäten und entwickeln darauf aufbauend gemeinsam die nächsten Schritte.”
Ein Kernstück der Arbeit sind schulische Steuergruppen, in denen alle Akteure gemeinsam Bedarfe ermitteln und Maßnahmen entwickeln. Von Heyden betonte dabei einen wichtigen Aspekt der Präventionsarbeit: “Moderne Suchtprävention bedeutet nicht, über Drogen zu sprechen, sondern konzentriert sich auf Entwicklungsförderung und den Aufbau sozial-emotionaler Kompetenzen.”
Nach knapp eineinhalb Jahren betreut das Projekt bereits etwa 50 Schulen in acht Bundesländern. “Das Spektrum reicht von der kleinen einzügigen Grundschule auf dem Dorf bis zu großen Berufsbildungszentren mit über 3.000 Schülerinnen und Schülern”, wie Karen Brünger berichtete.
Theresa Louis vom Verband der Privaten Krankenversicherung unterstrich die Bedeutung des partizipativen Ansatzes: “Uns ist es ein zentrales Anliegen, Projekte nicht für, sondern mit den Menschen zu entwickeln. Nur so können wir ihre tatsächlichen Bedürfnisse erkennen und berücksichtigen.”
Frederick Groeger-Roth vom Landespräventionsrat Niedersachsen betonte die Wichtigkeit evidenzbasierter Maßnahmen: “Eine unserer Hauptaufgaben ist es, aus der Vielzahl vorhandener Präventionsmaßnahmen diejenigen zu identifizieren, deren Wirksamkeit wissenschaftlich belegt ist.” Dies führte zur Entwicklung der “Grünen Liste Prävention”, die nun auch im Rahmen von Weitblick genutzt wird.
Die Veranstaltung brachte verschiedenste Akteure aus den Bereichen Bildung und Gesundheit zusammen, um gemeinsam Lösungen für aktuelle Herausforderungen zu entwickeln und den Wissenschafts-Praxis-Transfer im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung voranzutreiben.