Paneldiskussion: Wie kann Prävention und Gesundheitsförderung zielgruppengerecht im Setting Schule implementiert werden?

November 19, 2024 @ 11:15 - 12:15

Über die Sitzung

Die Podiumsdiskussion beleuchtete die Frage “Wie kann Prävention und Gesundheitsförderung zielgruppengerecht im Setting Schule implementiert werden?” aus verschiedenen Perspektiven:

Constanze Rosengart schilderte als Schulleiterin einer Grundschule die täglichen Herausforderungen: Mit Schülern aus diversen Kontexten und einem hohen Anteil studentischer Lehrkräfte sei der Schulalltag enorm komplex. Sie betonte besonders die Bedeutung der Grundschulen für Prävention, da nur hier noch alle gesellschaftlichen Gruppen inklusive Eltern und Nachbarschaft erreicht würden. Kritisch sah sie die fehlende langfristige Unterstützung – kurzzeitige Forschungsprojekte ließen sich kaum mit der schulischen Realität vereinbaren.

Beate Proll aus der Hamburger Bildungsbehörde unterstrich, dass Gesundheitsförderung als Querschnittsaufgabe verstanden werden müsse, nicht als einzelnes Unterrichtsfach. Sie verwies auf die Vorteile des Hamburger Sozialindex-Systems für die gezielte Unterstützung von Schulen mit besonderen Bedarfen und betonte, dass gute Schul- und Unterrichtsentwicklungsprozesse etwa zehn Jahre benötigten.

Dr. Anke Siebeneich vom GKV-Spitzenverband erläuterte die Rolle der gesetzlichen Krankenversicherung bei der Gesundheitsförderung in Lebenswelten. Der GKV-Leitfaden Prävention biete eine gemeinsame Handlungsgrundlage für bedarfsgerechte Unterstützung.

Dr. Timm Genett vom PKV-Verband forderte eine Überarbeitung des Präventionsgesetzes und warnte vor einer möglichen Vergrößerung gesundheitlicher Ungleichheiten durch falsch ausgerichtete Präventionsangebote. Er plädierte für eine stärkere Koordination bei der Lebensweltenprävention.

Dr. Dominik Röding von der Medizinischen Hochschule Hannover betonte aus wissenschaftlicher Sicht die Bedeutung evidenzbasierter Prävention und bedarfsgerechter Ressourcenallokation.

In der anschließenden Diskussion thematisierte eine Teilnehmerin das “institutionelle Präventionsdilemma”: Oft seien gerade die Einrichtungen mit dem größten Bedarf am schwersten zu erreichen. Eine andere Teilnehmerin mahnte an, dass viele diskutierte Maßnahmen eher Intervention als echte Prävention seien – letztere erfordere zunächst grundlegende strukturelle Verbesserungen.

Eine Mitarbeiterin der Robert Bosch Stiftung verwies auf das kommende Schulbarometer, das die Perspektive der 8- bis 17-jährigen Schülerinnen und Schüler zur Versorgungslage abbildet.

Die Diskussion verdeutlichte: Erfolgreiche schulische Gesundheitsförderung erfordert das Zusammenspiel verschiedener Akteure, ausreichende Ressourcen und vor allem die Berücksichtigung der konkreten Situation vor Ort. Besonders Grundschulen komme dabei eine Schlüsselrolle zu, da sie noch alle gesellschaftlichen Gruppen erreichen.

Referent:in

Constanze Rosengart

Havel-Grundschule Spandau

Dr. Dominik Roeding

Medizinische Hochschule Hannover (MHH)

Beate Proll

Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI Hamburg)

Dr. Anke Siebeneich

GKV-Spitzenverband
Dr. Timm Genett

Dr. Timm Genett

Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. (PKV)
Nach oben